Koldobskaya, Marina

Das menschliche Wesen erforscht das Leben mit den Methoden, die hier und jetzt am geeignetsten erscheinen.

Ich begann meine Karriere als Maler, dann arbeitete ich als Konzeptkünstler, Kurator, Kritiker, Journalist und Kunstmanager. Vor einigen Jahren habe ich mich wieder der Malerei zugewandt, die eine unvergleichliche Freude am direkten Schaffensakt vermittelt. Und ich habe mir das Arbeiten für die Hölle gegönnt – abseits von Berufsgepflogenheiten und ohne Rückblick auf den Markt, Trends oder Kritikermeinungen. Das sorgt für ein unvergleichliches Freiheitsgefühl. Die Leute scheinen es zu mögen.

Marina Koldobskaja



Die Werke von Marina Koldobskaya sind kindlich in ihrem Charme und archaisch in ihrer Brutalität. Es ist, als wären sie aus den Seiten eines Skizzenbuchs oder von den Wänden einer paläolithischen Höhle herabgestiegen – Territorien der Ursprache, gleichzeitig sakral und profan.

Marina Koldobskaya

Alle Bildserien von Marina Koldobskaya eint die generelle Tendenz der Künstlerin, die Grenzen der traditionellen Malerei zu überschreiten. Indem der Künstler professionelle Geräte maximal exponiert, entfernt er Schicht für Schicht die jahrtausendealte Praxis der Kunstgeschichte und gelangt so zum Wesentlichen der Protosprache der Kunst. Nach Lust und Laune des Autors werden großformatige Leinwände zu halben Höhlendächern der Altsteinzeit, einer halben Seite aus dem Kinderzeichenbuch: zum sakralen Territorium des Ausdrucks. Von den Bildern aus werden wir aufmerksam von Rudeln von Raubtieren beobachtet, die ihre Beute in Stücke gerissen haben und jetzt von Blutströmen betrunken sind, und Postkartenblumen haben ihren dekorativen Aspekt verloren und sind zu Monstern geworden, die mit ihrer Knospenfalle den vorbeigehenden Betrachter verschlingen. Ausdrucksstarke Bildtotems sind jedem einleuchtend, so wie jeder die Emotionen kennt, die Mensch und Tier gemeinsam haben: Wut, Lust, Durst und Angst.

Andrey Sakov, Kunsthistoriker

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